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Heidelberg 1998.

Ein junger Mann, 28 Jahre alt, also ein Kind der 68er-Generation, ausgebildeter Jurist, allerdings mit mäßigen Abschlüssen, bemüht sich erfolglos um eine Anstellung. Die Zeit vertreibt er sich hauptsächlich mit Fernsehen und Computerspielen. Da erreicht ihn eine Nachricht, die seinem Leben eine verhängnisvolle Wende gibt.

Im Gewand eines Regionalkrimis zeichnet der Roman das Bild einer zerrissenen Familie, die sich ihrerseits aus biographisch gebrochenen Personen zusammensetzt. Die Elterngeneration des Protagonisten hat das Scheitern der 68er-Ideale nur schlecht verarbeitet. In den Köpfen der Großelterngeneration nisten ideologische Reste des Dritten Reiches. Durch das Denken der Menschen zieht sich die imaginäre Mauer, die Ost und West noch immer trennt.

Der Roman thematisiert die Probleme der Vereinzelung in unserer Gesellschaft. Der Protagonist scheitert an der Schwierigkeit, ein kontinuierliches Leben zu führen. Sein Versuch, zu einer Identität zu finden, endet in der Katastrophe. Ein literarisch ambitionierter Krimi, der die Mittel des Genres einsetzt, ohne den Klischees zu erliegen.

Rezensionen

»Bär seziert im Gewand eines Regionalkrimis ein Segment der Heidelberger Linken, in dem Politik und Beruf, Familie und künstlerische Existenz unter einen Hut gebracht werden mussten. Er beschreibt ein Milieu, in dem letztlich alle zwangsläufig an der Realität und vor allem an ihren eigenen Ansprüchen scheitern. [...] Das tödliche Perpetuum Mobile, das (ein) Zettel in (einem) Briefkasten in Gang gesetzt hat, ist nicht mehr zu stoppen. Vielleicht liegt es an Heidelberg, vielleicht ist es der Wind, der durchs Neckartal bläst und es in Bewegung hält. Mit Sicherheit ist es das Geschick des Autors, wenn Sie das Buch in einem Rutsch durchlesen und am Ende nach zweihundertfünfzig Seiten merken, Sie könnten wieder von vorne anfangen. Das Buch ist nicht nur flüssig geschrieben und stimmig in der Handlung, sondern auch sorgfältig lektoriert ... nicht selbstverständlich bei einem Krimi.«
Werner Traschütz, Szyllas Lesezeichen (www.lesezeichen.szylla.net)

»Bär versteht es, die von Computerspielen geprägte Perspektive seines Protagonisten authentisch darzustellen. Eingebettet in die jüngere Geschichte Heidelbergs schildert der Autor, wie Michael sich auf ein gefährliches Abenteuer einlässt und auf der Suche nach dem Unbekannten den Weg vom Bildschirm zu seiner Identität und in die Wirklichkeit findet.«
Nadja Brislinger, Rhein-Neckar-Zeitung, 28.11. 2007

»Nachforschungen des lethargischen ...Protagonisten ... werden zur detektivischen Obsession.«
MIRÖ, meier, das stadtmagazin, Dezember 2007

»›Es liegt vielleicht an Heidelberg‹ ist zwar kein autobiographischer Roman. Vieles ist fiktiv Aber dennoch sind Erfahrungen aus Hubert Bärs Leben in ihn eingeflossen. Dass das Buch ein spannender Kriminalroman geworden ist, stellt zwar einen gewissen Bruch in der Reihe seiner Veröffentlichungen dar. Aber dennoch sind viele Themen, die auch schon in früheren Büchern angeklungen sind, wieder aufgenommen. [...] Nebenbei schneidet der Roman aktuelle Fragen an wie den Zusammenhang zwischen Computerspielen und Gewaltbereitschaft. Im Mittelpunkt jedoch steht für Hubert Bär der Lebensbruch, den das Gefühl begleitet, ein anderer geworden zu sein...«
Hans-Ulrich Fechler, Die Rheinpfalz, 14.04.2007

»Die Spurensuche führt den Protagonisten auch nach Mannheim zu den eigenen Eltern und außerdem weit hinein in deren linke Vergangenheit in der Studentenbewegung der 60er und 70er Jahre. Hubert Bär lässt viele anschauliche Schilderungen, etwa der Heidelberger Altstadt, in seinen Roman einfließen. Aber auch die legendäre McNamara-Demonstration in Heidelberg wird noch einmal lebendig [...] Freunde des Lokalkolorits kommen hier auf ihre Kosten.«
Birgitt Scheuermann, Mannheimer Morgen, 20.04.2007

»Der Titel ... seines etwa 250 Seiten dicken Krimis verweist direkt auf eine zentrale Thematik in Bärs Leben bzw. literarischem Schaffen: den Mythos Heidelberg; bei seiner Generation ... genauer gesagt: den Mythos Studentenbewegung, in der die romantische Universitätsstadt am Neckar eine zentrale Rolle spielte. Auch die Themen Literaturszene und Schule, die anhand zweier Hauptfiguren auftauchen, verweisen auf biografische Bezüge. [...] Während die Geschichte mehr als über die Hälfte des Buches sehr gemächlich voranschreitet, wird es gegen Schluss dann doch richtig heftig: Selbstmord und Mord, schwule sexuelle Gewalt und mafiöse Verstrickungen tauchen auf bzw. werden zumindest angedeutet; alles aber sehr dezent, denn eine reißerische Schreibe ist nicht das Ding des Schriftstellers Hubert Bär, der auf höchstem literarischem Niveau formuliert. Dabei gelingen ihm wunderbare Passagen, wenn er z.B. die Macken seiner Ex-Freundin bei Restaurantbesuchen beschreibt oder die Chance reflektiert, die radikale Brüche im Leben bieten, seien sie noch so negativ. Bär hat ein Buch vorgelegt, dessen Lektüre nur wärmstens empfohlen werden kann...«
Günter Helfrich, GEW-Zeitung Rheinland-Pfalz 5/07

»Schon sehr mysteriös, wenn ein junger arbeitsloser Akademiker in seinem Briefkasten ein Schreiben findet, das ihn zu einem Schließfach führt, in dem 500 000 Mark auf ihn warten ...«
Mike Bartel, Pforzheimer Kurier, 03.04.2007

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